Die Rückkehr des Großen Brachvogels oder Flächenverbrauch für Anfänger
Positionen zum Flächenverbrauch
In der Gemeinderatssitzung am 10. März ging es um die Teilfortschreibung des Bayerischen Landesentwicklungsprogrammes (LEP). Die Diskussion drehte sich mal wieder um Flächenverbrauch und Zersiedelung. Der vorliegende Entwurf des LEP zielt in die Richtung, für die Kommunen beides zu erschweren – bei weitem nicht unmöglich zu machen – und Maßnahmen zur Minimierung zu ergreifen. Beschlossen wurde dann eine Stellungnahme zu dem Entwurf, die sich gegen „Eingriffe in die Planungshoheit der Gemeinde“ aussprechen sollte. Übersetzt heißt das, wenn man es für angemessen hält, Fläche in Anspruch zu nehmen, auch wenn das zusätzlich Zersiedelung bedeuten würde, dann möchte man das auch tun können. Der Hinweis auf geplante Bauprojekte im Maisacher Süden fehlte nicht.
Wir Grünen sind auch nicht einverstanden mit dem Entwurf. Allerdings weil eben die Kommunen weiterhin keine verbindlichen Flächensparziele bekommen und uns konkrete Maßnahmen zur Eindämmung von Flächenverbrauch und Zersiedelung fehlen.
Flächenverbrauch zerstört Lebensraum: Beispiel Großer Brachvogel
Das hatten wir schon in einem anderen Beitrag hier im Blog thematisiert http://positionen-zur-teilfortschreibung-des-landesentwicklungsprogrammes-2022 . Warum heute wieder? Weil gestern die SZ über die Rückkehr des Großen Brachvogels auf den Fliegerhorst berichtet hat. Und weil die Autorin Ingrid Hügenell auch noch einen äußerst lesenswerten Kommentar dazu abgab, der die Diskussion über Flächenverbrauch plötzlich sehr greifbar macht. Sie schreibt, dass es für jedes Bauprojekt immer gute Gründe gibt, aber dass die Summe all dieser Bauprojekte eine Hauptursache für das derzeitige gigantische Artensterben sei. Diese Meinung teilen wir. Und die Rückkehr der Großen Brachvögel führt uns das jetzt sehr genau vor. Die Vogelart ist in Bayern vom Aussterben bedroht, weniger als 500 Brutpaare leben noch hier. Als sehr störungsempfindliche Wiesenbrüter brauchen die Tiere weitläufige Wiesen, von denen es immer weniger gibt. Man kann also nicht sagen, leben sie nicht hier, dann leben sie halt wo anders. Die Lage der Brachvögel ist so ernst, dass ein Ausweichen kaum noch möglich erscheint. Und hier in Maisach wären sie durch die Umzäunung halbwegs geschützt vor Störungen.
Wären da nicht …
Symbol für Artensterben oder Hoffnungsträger
Für das Aufenthaltsgebiet der Tiere im Nordwesten des Fliegerhorstgeländes gibt es Pläne. Ausgerechnet in die am weitesten vom Ort Maisach entfernte Ecke des Geländes, die noch nicht FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat Gebiet, ein Schutzgebiet nach europäischem Recht) ist, soll die Sportanlage des SC Maisach verlegt werden. Es gibt auch für diese Pläne gute Gründe und trotzdem werden wir an den Brachvögeln beobachten können, was das für die Tierwelt immer häufiger bedeutet: sie verschwindet. Frau Hügenell schreibt, die Großen Brachvögel seien „Symbole für die Kraft und den Lebenswillen der Natur. Sie zeigen, dass sie sich regenerieren kann, dass schon verlorene Arten zurückkehren, wenn wir Menschen ihnen den Raum dafür zugestehen.“ Und genau darum geht es beim Thema Flächenverbrauch und Zersiedelung*. Es bleibt abzuwarten, wie viel Hoffnung angebracht ist, wo sich der Gemeinderat doch gerade dagegen verwehrt hat, dass man es der Gemeinde erschweren könnte, ihre Bauprojekte außerhalb der Siedlungsgrenzen durchzuführen. Es ist bemerkenswert, wie weit die Weltanschauungen hier auseinander liegen. Auf der einen Seite möchte man möglichst unbehelligt weiter so in die Landschaft bauen wie bisher; auf der anderen Seite besteht die Hoffnung auf ein Umdenken. Frau Hügenell sieht in den Brachvögeln Hoffnungsträger, „dass wir die Zerstörung unserer Lebensgrundlage noch aufhalten können. In Maisach könnten wir Menschen ein wenig zurücktreten, und den komischen Vögeln und der Hoffnung erlauben zu überleben.“
*neben weiteren Aspekten im Zusammenhang mit Klimawandel (Stoffkreisläufe, Starkregenereignisse, etc.)
Bedrohte Vogelart kehrt zurück https://www.sueddeutsche.de/muenchen/fuerstenfeldbruck/fuerstenfeldbruck-brachvogel-fliegerhorst-maisach-aussterben-1.5559319
Komische Vögel und Hoffnungsträger http://sz.de/1.5559145