Update Seniorenpolitisches Gesamtkonzept

oder

Maisacher Seniorenpolitik aus der Sicht des Referenten „Aktiv 60plus“

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In der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause präsentierte der Verein Initiative 60plus Maisach e.V. seine Vorstellungen von einem „guten Altern“ an dem Ort, der für die Menschen Heimat war, ist und bleiben soll – in diesem Fall Maisach. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für die Maisacher Seniorenpolitik, die sich endlich auf den Weg begibt, ein eigenes Seniorenpolitisches Gesamtkonzept zu entwickeln und dabei diejenigen beteiligt, die es betrifft.

Unseren Antrag dazu stellten wir zusammen mit der Fraktion der Freien Wähler in Anbetracht der tiefgreifenden Veränderungen durch den demografischen Wandel bereits im Sommer 2020 – vor vier Jahren.

Die Mehrheit des Gemeinderates sah jedoch keinen Grund zu handeln; wiederholt entschied man sich für Abwarten und stellte das Projekt 2022 sogar hinter ein Kinder- und Jugendprojekt zurück, mit dem Argument, die Verwaltung könne nicht zwei Projekte gleichzeitig bearbeiten.

Jetzt gehen wir bereits wieder auf Kommunalwahlen zu und es ist fraglich, ob in dieser Wahlperiode die Weichen noch gestellt werden können. Erschwerend kommt jetzt die angespannte Haushaltslage der Gemeinde hinzu.

Warum sehen wir Handlungsbedarf?

Ein Blick auf die Daten zur Bevölkerungsentwicklung Maisachs (Statistisches Landesamt) zeigt es. Die Gruppe der über 65-Jährigen wird in den kommenden Jahren deutlich wachsen.

Wenn man genauer hinschaut betrifft dieses Wachstum hauptsächlich die über 75-Jährigen.

Die demografische Entwicklung wird sich nicht nur auf die Bevölkerungszusammensetzung auswirken, sondern erhebliche Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben. Die Steuereinnahmen der Kommunen werden sich ändern, weil der Arbeitsmarkt ein anderer sein wird, was sich in Einkommens- und Gewerbesteuer niederschlagen wird. Gleichzeitig hat eine „alternde“ Gesellschaft andere Bedürfnisse was Mobilität, Wohnen, Versorgung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben angeht. Entsprechende Planung bringt Zukunftssicherheit.

Wie und wo wollen wir alt werden

Die wichtigste Frage ist aber, wie und wo wir alt werden wollen. Nur wenige Menschen wollen ins Pflegeheim und noch wenigere werden es sich leisten können bei Eigenbeteiligungen von über 3000€ pro Monat. Personalmangel wird nicht nur in Heimen ein Thema sein, sondern auch bei ambulanten Pflegediensten. Die Alternative besteht darin, professionell erbrachte Pflegeleistungen so gut es geht durch eine Versorgung (Care) in Gemeinschaften zu ersetzen.

Das Zukunftsmodell einer „Caring Society“ setzt im Kern auf einen Pflegemix aus zurückgehender professioneller Pflege und erstarkender lokaler Laienpflege. Es geht um Nachbarschaften, Quartiere und Räume, die den Alltag der Menschen, nicht nur der Älteren, lebenswert machen. Flexible Wohninfrastrukturen und nachbarschaftliche Projekte, die Pflege in den Alltag integrieren und dabei die Pflegebedürftigen mit einbinden

Zukunftsforscher Daniel Dettling (https://kommunal.de/Pflege-kommunen-zukunftsmodell-dettling)

Veränderte Vorstellungen vom Leben im Alter

Das deckt sich mit den derzeit vorherrschenden Vorstellungen vom Leben im Alter, das so eigenständig und selbstbestimmt wie möglich sein soll. Darum ging es auch in der Präsentation der Initiative 60plus. Die Gemeinde kann die Entstehung und das Gelingen einer „sorgenden Gesellschaft“ oder auch von sorgenden Gemeinschaften durch ihre Infrastruktur fördern oder erschweren, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Lebensqualität.

Ganz entscheidend ist die städtebauliche Entwicklung. Viele Seniorinnen und Senioren wünschen sich gemeinschaftliche Wohnformen, die die „eigenen vier Wände“ mit Gemeinschaftsbereichen kombinieren. Diese Strukturen gibt es in Maisach aber schlichtweg (noch) nicht. In Anbetracht der Bevölkerungsentwicklung sollte ihre Entstehung forciert werden. Zum Beispiel könnte Baugrund oder Gebäude für genossenschaftliche Wohnformen zu vergünstigten Konditionen bereitgestellt werden. Bei Bauprojekten sollten kleine, barrierefreie Wohnungen bevorzugt werden. Wichtige Versorgungseinrichtungen sollten im Ortskern gehalten werden. Räume für Begegnung, auch ohne Konsumzwang, fördern die Gemeinschaft.

Mit Senioren planen – nicht für sie

Seniorinnen und Senioren verfügen über viele Kompetenzen und Erfahrungen, die genutzt werden sollten. Der schon lange angekündigte Seniorenbeirat, der nach dem Bayerischen Seniorenmitwirkungsgesetz allen Gemeinden dringend empfohlen wird, wäre hier eine naheliegende Möglichkeit.

Als Referent „Aktiv 60 plus“ wünsche ich mir, dass der Gemeinderat sich mit den Herausforderungen und Chancen der Bevölkerungsentwicklung auseinandersetzt und Maisach zu einem Ort macht, an dem ein gutes Altern möglich ist. Ein bloßes Weiter-so kann es schon deswegen nicht geben, weil die existierenden Strukturen nicht aufrechterhalten werden können. In vielen Kommunen hat man das erkannt und gehandelt – es gibt also eine Menge Projekte, von denen man lernen kann. Wichtig ist es jetzt, keine weitere Zeit zu verlieren.