Warum die Regenbogenfahne auch in Maisach wehen sollte
Manchmal sagen kleine Gesten mehr als große Worte.
Eine Fahne zum Beispiel – bunt, leuchtend, unübersehbar.
Eine Fahne, die sagt: Du bist willkommen. Du bist nicht allein.
Vergangene Woche haben wir, der Ortsverband BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Maisach, im Rathaus angeregt, anlässlich des Internationalen Christopher Street Days (CSD) die Regenbogenfahne am Rathaus zu hissen – als sichtbares Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Respekt gegenüber queeren Menschen.
Doch unser Vorschlag wurde abgelehnt – mit Verweis darauf, dass dafür ein formeller Gemeinderatsbeschluss nötig sei. So weit, so korrekt. Doch in der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie wenig Rückhalt ein solches Zeichen offenbar aktuell im Rathaus hat. Bürgermeister Hans Seidl (CSU) stellte sich an die Spitze derer, die im Hissen der Regenbogenfahne offenbar eine Gefahr für die Meinungsfreiheit und die „Mehrheit“ sehen. Und er berief sich dabei – wie so oft – auf das bayerische „Leben und leben lassen“.
Doch was einst Ausdruck einer offenen und entspannten Haltung war, verkommt zunehmend zur Ausrede, wenn es darum geht, klare Kante gegen Diskriminierung zu zeigen.
Der politische Hintergrund unserer Initiative ist ernst:
Die AfD stellte kürzlich im Bayerischen Landtag den Antrag, das Hissen der Regenbogenfahne an öffentlichen Gebäuden ganz zu verbieten – ein direkter Angriff auf die Sichtbarkeit queerer Menschen (https://www.br.de/nachrichten/bayern/landtagsdebatte-afd-will-regenbogenfahne-verbieten,UnExtkN) CDU-Chef Friedrich Merz nannte das Hissen der Fahne ein „Zirkuszelt“. Und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner untersagte die Beflaggung zum CSD am Bundestag – ein Bruch mit der bisherigen Praxis und ein bedenkliches Signal.
Wer denkt, es gehe bei der Regenbogenfahne nur um Symbolik, der sollte den Blick über den Tellerrand wagen. In den USA begann der politische Rechtsruck mit der gezielten Abschaffung von Diversity-Programmen (DEI), der Diskreditierung queerer Rechte und dem Rückbau von Frauenrechten – stets mit dem Argument: Die Mehrheit will das so.
Es ist ein gefährlicher Weg. Und er beginnt fast immer mit der Abwertung von Minderheiten.
Wer dabei schweigt, wenn erste Gruppen ins Abseits gedrängt werden, sollte sich nicht wundern, wenn später auch andere betroffen sind. Denn autoritäre Politik macht nicht an der Regenbogenfahne halt – sie nimmt sich Freiheiten Stück für Stück, willkürlich und unter Applaus vermeintlicher „Mehrheiten“.
Gerade deshalb ist es nicht egal, ob in einer Gemeinde wie Maisach eine Regenbogenfahne weht oder nicht.
Es ist mehr als ein Stück Stoff.
Es ist eine Entscheidung. Eine Haltung. Ein Bekenntnis.
Zum Glück gibt es auch in konservativen Reihen Stimmen, die das verstanden haben:
Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags (CSU), lässt auch in diesem Jahr am Maximilianeum die Regenbogenfahne hissen. Für sie steht das Symbol für „Vielfalt, Toleranz und Offenheit – also sehr demokratische Werte“. Und genau darum geht es.
Ja, wir Grüne gelten manchmal als „intolerant gegenüber anderen Meinungen“.
Das stimmt – wenn diese „Meinung“ Intoleranz ist.
Denn Menschenrechte sind keine Meinung. Und Ausgrenzung ist kein Standpunkt, den man „auch mal sagen dürfen“ muss.
Wir sagen: Wer Vielfalt ablehnt, darf nicht erwarten, dafür Applaus zu bekommen.
Und wer „leben und leben lassen“ sagt, muss auch bereit sein, Vielfalt sichtbar zu machen – nicht nur zu dulden, sondern zu feiern.
Die Regenbogenfahne gehört auch an das Rathaus in Maisach.
Nicht weil es bequem ist. Sondern weil es nötig ist.
Im kommenden Jahr – nach der Kommunalwahl – wird sich zeigen, ob unsere Gemeinde offen und solidarisch bleibt. Oder ob sich der Trend zur Ausgrenzung weiter fortsetzt.
Das Hissen der Regenbogenfahne wird nicht alles verändern.
Aber es zeigt, auf welcher Seite wir stehen.
🌈 Für Vielfalt. Für Freiheit. Für Sichtbarkeit. Für Respekt. Für alle.