Während der Wert des Baumes für den Waldbesitzer klar im Rohstoff Holz und für den Obstbauer im Ertrag der Ernte liegt, sieht der Grantler vor allem die Arbeit, die der Baum macht: Laub rechen, Fenster putzen, Dachrinne reinigen, so Heinz Kraus in seinem Vortrag „Wert des Baumes“ im Emmaus-Gemeindezentrum Maisach, zu dem Bündnis 90 / Die Grünen am 10.9.2019 geladen hatten. Der Einladung gefolgt waren über 30 Interessierte, darunter viele Lokalpolitiker.
Aber Kraus ging es nicht darum, einen weiteren bissigen Beitrag zu der in der Gemeinde kontrovers diskutierten Baumschutzverordnung zu leisten, sondern darum, den Wert des Baumes nicht nur für die Natur, auch für den Menschen zu verdeutlichen. Am deutlichsten spürbar war die Reaktion des Publikums, als auf der Leinwand zunächst ein hochsommerlicher Biergarten zu sehen war, der durch große gelbe Sonnenschirme spärlich beschattet wurde. Ein kollektives Aufatmen war zu hören, als das nächste Bild einen Biergarten unter dicht stehenden, grünen Kastanien zeigte. Bäume, das belegte Kraus durch Fakten und Zahlen, erzeugen durch Schatten, Verdunstung und Staubfilterung ein angenehmes Mikroklima und speichern große Mengen CO2,das Klimawandelgas.
Verständnis zeigte Gartenbauingenieur Kraus jedoch auch für die, denen die bereits erwähnte Arbeit mit ihrem Baum zu viel wird. Er rief dazu auf, nicht nur über den Wert der Bäume für die Gemeinschaft zu sprechen, sondern aktiv nach Lösungen zu suchen und offen über Möglichkeiten zu diskutieren, wie die Last eines großen Baums für den Einzelnen auf viele Schultern verteilt werden kann. Denkbar seien Patenschaften, Verpachtungen oder Hilfe bei der Bewältigung von Kosten für die Baumpflege, damit es möglichst keinem Baum mehr so ergeht, wie jenen im Gernlindener Gewerbegebiet: die wurden so unfachgerecht zusammengestutzt, dass ihr Nutzen nun gegen null geht.
Am Ende des Abends nahmen viele Besucher die kleinen Eichen und Ahorne, die zusammen mit Pflanztipps bereit standen, mit nach Hause.